„Sicherheit treibt Handwerk und Feuerwehr an“

Handwerkspräsident bei DFV-Bundesfachkongress / Packende Referate

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Berlin – „Sicherheit ist ein Gefühl, das nicht mehr alltäglich ist. Es treibt uns beide an – Handwerk und Feuerwehr. Uns verbindet der Mut, Dinge anzupacken!“ Hans- Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), betonte in seinem Impuls beim 6. Bundesfachkongress des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV) die Synergien und Chancen von Handwerk und Freiwilliger Feuerwehr. Viele Beispiele aus ganz Deutschland zeigten bereits, dass beide Beteiligten von diesen Kooperationen profitierten. „Das Engagement in der Feuerwehr führt junge Leute an die Technik heran“, resümierte Wollseifer.

150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland nutzten die vier Module der DFV-Veranstaltung in Berlin zur Fortbildung. „Nehmen Sie die Anregungen mit, vermitteln Sie diese vor Ort bei Ihren Feuerwehren!“, appellierte DFV-Vizepräsident Ralf Ackermann an die Feuerwehr-Führungskräfte.

Publikum, 6. Bundesfachkongress des DFV, Foto: Helge Kudenholdt/DFV
Publikum, 6. Bundesfachkongress des DFV, Foto: Helge Kudenholdt/DFV

Im Modul I „Flüchtlinge: Interesse & Information“ ging es um die Erläuterung des Feuerwehr-Systems und die Integration von geflüchteten Menschen in die Feuerwehren:

  • „Die Sprachkenntnisse sind der Schlüssel“, blickte Jan Rudel auf die Erfahrungen mit einem Feuerlöschertraining in der Feuerwehr Echzell: „Vieles kann man zu Beginn auch mit Händen und Füßen erklären.“ Mittlerweile konnten zwei Flüchtlinge in die Feuerwehr integriert werden.
  • Manfred Stahl, langjähriger Pressesprecher der Hamburger Feuerwehr, berichtete von den Zielen eines Feuerwehr-Informations-Moduls in Sprachkursen: „Wir erklären den Menschen auf Deutsch, wann sie die Feuerwehr rufen, wann zum Arzt gehen sollten.“ Insgesamt wurden im Test Personen aus 21 Nationen geschult; die Unterlagen sollen für Feuerwehren bundesweit angepasst werden können.
  • „Eine Kommune darf ihre Feuerwehr nicht verbiegen. Man tut seiner Feuerwehr keinen Gefallen, wenn man Menschen hineinbringt, die nicht ein-satzfähig sind“, stellten Dr. Joachim Bläse und Uwe Schubert den „Gmünder Weg“ vor, der die Interessenten in mehreren Stufen angepasst an ihre Fähigkeiten mitnimmt.
Richard Schrank und Wolfram Höfler, 6. Bundesfachkongress des DFV, Foto: Matthias Oestreicher/DFV
Richard Schrank und Wolfram Höfler, 6. Bundesfachkongress des DFV, Foto: Matthias Oestreicher/DFV

Das Modul II „Herausforderungen: Einsatz & Beschaffungen“ beinhaltete zum einen wichtige Hinweise für Beschaffungen, zum anderen einen packenden Einsatzbericht:

  • „Der Begründung für die Entscheidung zugunsten eines bestimmten Herstellers müssen immer dessen Eignung sowie die Aufteilung der Beschaffung in verschiedene Lose vorangestellt werden“, erläuterte Rechtsanwalt Günther Pinkenburg das neue Vergaberecht. Dieses ist seit April 2016 in Kraft und besitzt EU-Konformität.
  • Die Politik überzeugend, etablierte Kreisbrandmeister Oliver Surbeck in allen Bereichen fachliche Ansprechpartner in den Feuerwehren, die gleichberechtigt Kriterien für die zentrale Beschaffung als Standards festlegen. Sie erhielten durch das „Abgucken vom Nachbarn“ im Landkreis Ravensburg insgesamt einen Zugewinn an Ideen und Möglichkeiten.
  • Den bundesweit medial präsenten Einsatz beim Zugunglück in Bad Aibling rekapitulierten Kommandant Wolfram Höfler und Kreisbrandrat Richard Schrank: Schon vor Eintreffen wurde die schlechte Zugänglichkeit als Problem erkannt. Bereitstellungsräume und umsichtige taktische Fahrzeugaufstellungen garantierten hierbei das spätere Gelingen. Die Referenten beschrieben emotional, wie sie sich trotz des erlebten menschlichen Leids konsequent auf die Führungs- und Erkundungsaufgaben konzentrierten.

Mit der Versorgung von geflüchteten Menschen befassten sich die Referate in Modul III „Flüchtlinge: Vorbereitung & Beanspruchung“

  • Wie bei der Beurteilung von Brandschutzauflagen in (provisorischen) Flüchtlingsunterkünften manchmal auch Interessen der Bauherrn in den Auflagen der Brandschutzdienststellen versteckt und Dritten finanziell „schmackhaft“ gemacht werden sollen, erklärte Björn Maiworm aus Sicht der Feuerwehr München. Transparenz von Bedenken des Vorbeugenden Brandschutzes könne diesem entgegenwirken: „Ermöglichen statt Verhindern“.
  • Wie bringt man Tausende Flüchtlinge in kürzester Zeit unter? Dr. Gerd Plock und Andreas Sirtl von der Berliner Feuerwehr berichteten von beschlagnahmten Turnhallen, die anschließend noch durch viel Aufwand – auch aus dem Ehrenamt – hergerichtet werden mussten. Der Vortrag befasste sich auch mit dem Einsatz nichtorganisierter Spontanhelfer.
  • Wie sich Städte abseits der Metropolen mit vorbeugendem sowie abwehrendem Brandschutz in Flüchtlingsunterkünften beschäftigen, konnte Marco Buess am Beispiel Rottenburg aufzeigen. Der Brand in einem Containerkomplex einer Gemeinschaftsunterkunft mit 65 betroffenen Personen veranlasste zur dortigen wissenschaftlichen Forschung zum Brandverhalten der Einrichtungsgegenstände; hier konkret von aneinander stehenden Doppelstockbetten.
DFV-Präsident Hartmut Ziebs, 6. Bundesfachkongress des DFV, Foto: Helge Kudenholdt/DFV
DFV-Präsident Hartmut Ziebs, 6. Bundesfachkongress des DFV, Foto: Helge Kudenholdt/DFV

Strategien zur Nutzung von Sozialen Medien durch Feuerwehren und andere Organisationen standen im Mittelpunkt bei Modul IV „Social Media: Erfahrung & Ausblick“:

  • „Wir brauchen Pläne und die richtigen Werkzeuge. Wir müssen lernen, mit diesen Instrumenten umzugehen, und hierfür ist es erforderlich, sie im täglichen Dienst zu nutzen“, erläuterte Brandoberrat Markus Röck die Social Media-Strategie der Feuerwehr Frankfurt am Main. Schon kleinste Ursachen sorgten für große Resonanz im Netz – darauf müsse die Feuerwehr richtig reagieren können.
  • „Pressestellen sind häufig nicht nur unterbesetzt, sondern es fehlt auch an der passenden Qualifikation“, berichtete Johannes Kohlen von der Hochschule Magdeburg/Stendal aus seiner Umfrage zur Nutzung von Social Media bei den Berufsfeuerwehren in Deutschland. Wichtig sei trotzdem die Kommunikation auf Ebene der Bürger.
  • „Wir nutzen die Medien nicht nur, um Informationen nach außen zu tragen. Die Reaktionen auf die Nachrichten werden im Gegenzug auch wieder an die Kolleginnen und Kollegen auf den Dienststellen zurückgespielt“, erklärte Hauptkommissarin Yvonne Tamborini das „Social Media Management“ der Polizei Berlin.

Quelle: DFV-Presseinformation Nr. 35/2016 vom 16. September 2016