Besondere Belastungen: „Ist die Einsatzstelle sicher?“

Teilnehmerrekord bei 4. Symposium der Stiftung „Hilfe für Helfer“ in Fulda

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Berlin/Fulda – „Da war es so still – allen fehlten die Worte.“ Erneli Martens, Fachberaterin Psychosoziale Unterstützung des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), erinnert sich noch gut an die Stimmung nach dem Einsatz am Berliner Breitscheidplatz. „Wir müssen eine neue Sprache erfinden – für Einsatzkräfte untereinander und auch im Umgang mit Verletzten und Betroffenen“, appelliert sie. Ihr persönlicher Erfahrungsbericht war Teil des 4. Symposiums der DFV-Stiftung „Hilfe für Helfer“ in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), das diesmal den Schwerpunkt „Einsätze in Zeiten von Anschlägen“ hatte. „Es freut mich sehr, dass eine Rekordzahl an Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu uns nach Fulda gekommen ist, um die hochkarätig besetzten Vorträge zu hören“, resümierte DFV-Präsident Hartmut Ziebs.

Die Amoklage in München und der Terroranschlag in Berlin bildeten den Auftakt der Erfahrungsberichte von besonderen Lagen. „Es war nicht die Frage ob, sondern nur wann es zu einem solchen Ereignis kommen würde“, waren sich die Referenten einig. In beiden Fällen habe man für die Psychosoziale Notfallversorgung auf vorbereitete Konzepte zurückgreifen und damit zumindest eine Grundstruktur aufbauen können. „Wir gehen in den Einsatz mit dem Ziel, jeden zu retten und alle wieder unversehrt mit nach Hause zu bringen“, erläuterte Ziebs das Grundprinzip des Feuerwehr-Engagements.

„Die Einsatzkräfte waren hoch belastet: durch eigene Todesangst und Überforderung, eine unklare Lage, Presseanfragen und sogar körperliche Angriffe von Betroffenen, deren Angehörigen die Feuerwehr nicht mehr helfen konnte“, berichtete Hermann Josef Kraus von der Berufsfeuerwehr München. „Ist die Einsatzstelle sicher?“ – wie stark die Frage nach den noch möglichen Gefahren die Einsatzkräfte vor Ort beeinträchtigen kann, zeigten auch Manuel Mahnke und Gerald Manthei von der Berliner Feuerwehr auf. Beim Anschlag am Breitscheidplatz zeigte sich die Stärke der Vernetzung: Einsatznachsorgeteams aus Brandenburg und Hamburg leisteten überregionale Hilfe.

Einsätze in luftiger Höhe, mit großem Absturzrisiko und umgeben von Bergspitzen sind für die Mehrzahl der Feuerwehrangehörigen ungewöhnlich. Umso interessierter verfolgten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Ausführungen von Roland Ampenberger, der aus der Sicht der Bergwacht Bayern vom Umgang mit Risiken und Gefährdung erzählte. Wie stark Einsatzkräfte von einem Todesfall in den eigenen Reihen betroffen sind, fasste BBK-Referent Mark Overhagen am Beispiel eines tödlichen Einsatzes in Oberhausen zusammen: „Die Feuerwehr hat eine Organisationskrise erlitten.“ Hier war Krisenmanagement unter Betroffenheit der eigenen Kameraden gefragt; vor allem den sozialen Medien maß der Referent hierbei besondere Bedeutung zu.

Die freigegebenen Vorträge werden auf der Webseite der Stiftung unter www.hilfefuerhelfer.de veröffentlicht. Das 5. Symposium findet am 17. Mai 2018 statt – auch dann wieder in bewährter Form parallel zur RETTmobil-Messe in Fulda.

Quelle: DFV-Presseinformation Nr. 23/2017 vom 12. Mai 2017